Die Auswahl einer gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland kann man sich einfach machen, indem man sich die nächstbeste aussucht. Wenn man allerdings wie ich versucht eine gute Krankenkasse zu finden wird es schwierig, denn die Kosten und die wesentlichen Leistungen sind überall gleich. Zumindest, wenn man von den wenigen Kassen absieht, die einen Zusatzbeitrag erheben oder eine Erstattung leisten.
Es bleiben als objektive Auswahlkriterien die bizzar illustren Zusatzleistungen, sowie Wahl- und Bonusprogramme. Wer beschäftigt sich als halbwegs gesunder Mensch eigentlich gern mit der Frage, welche Krankenheiten er vielleicht bekommen könnte? Ganzkörper-Overalls bei Neurodermitis bis zum zehnten Geburtstag, regelmässiges Chlamydienscreening, bezuschusste Akupunktur gegen Migräne oder doch lieber Osteopathie. Und welche Krankenkasse bietet die für mich geeignete Kombination dieser und anderer Zusatzleistungen? Gut, einige der Begriffe hab ich schon mal gehört und bei manchen weiss ich sogar, welche Krankenheiten sich dahinter verbergen, aber warum um alles in der Welt ist das so kompliziert? Die verschiedensten Wahltarif erleichtern die Auswahl auch nicht gerade. Allein die Auswahl empfinde ich als erschlagend. Dazu kommt noch, dass ähnliche Tarife sich bei verschiedenen Kassen im Kleingedruckten unterscheiden.
Mein letzter Versuch halbwegs objektiv auszuwählen sind Krankenkassentests, z. B. von Focus oder Stiftung Warentest. Ausser allgemeinen Informationen findet man Ranglisten mit je nach Tester unterschiedlichen Testsieger und Vergleichsmöglichkeiten mit gefühlt 147 verschiedenen Auswahlkriterien. So richtig hat mir das auch nicht weitergeholfen.
Immerhin gibt es bei verschiedenen Kassen als „entscheidendes“ Argument eine Werbeprämie für neue Mitglieder. Falls sonst nichts hilft, kann man sich bei der Wahl der Krankenkasse daran orientieren.
Mein Fazit:
Die Wahl einer Krankenkasse in Deutschland ist unnötig kompliziert und meinem Gefühl nach absichtlich intransparent.
In der Schweiz sind in der Grundversicherung alle Leistungen vorgeschrieben. Die Krankenkassen differenzieren sich hier einzig und allein durch die Preise (und die Kundenzufriedenheit). Im Detail ist die Auswahl zwar dann doch wieder komplizierter, weil Franchise und verschiedene Modelle gewählt werden können, aber zumindest gibt es eine Kennzahl, die eine einfache Unterscheidung ermöglicht.
Liebe Politiker, Krankenkassen, Ärzte und sonstige Beteiligte,
weshalb muss man für jeden Menschen eine Wissenschaft aus der Wahl der Krankenkasse machen? Unsere Lebenszeit ist kostbar. Bitte geht verantwortungsbewusst damit um, und verlangt uns nicht ab, uns mit Themen zu beschäftigen, die uns erst interessieren, wenn wir krank sind!